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Nieheimer Flechthecke

Wir verstehen gut, wenn man am Anfang denkt, „naja, ist eben eine Hecke“. Doch wo andere tonnenweise Steine aufschichteten, gab es in vielen Regionen Flechthecken. Diese Hecken sind heute fast nirgends mehr zu finden, so dass man sich über Sinn und Zweck keine Bedeutung mehr macht. Die Nieheimer Flechthecke die 2018 zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt wurde ist zwischen 1,20 m und 1,50 m hoch und meist in drei, aber auch in zwei Etagen geflochten. Für die Hecken werden daumendicke Haselnussäste gebogen und mit Weidenruten zusammen gebunden.

Für die moderne Landwirtschaft sind Feldhecken oftmals hinderlich und erfüllen keine ökonomischen Funktionen mehr, daher werden sie entweder nicht gepflegt oder sie werden beseitigt.

Wenn Sie auf den Wanderungen eine Flechthecke finden, die sich im guten Zustand befindet, dann ist das auch ein Hinweis auf die Zusammensetzung der Böden. Mit der Einführung mineralischer Stickstoffdünger steht auf weiten Gebieten sehr viel Stickstoff zur Verfügung, so dass viele Pflanzen, die auch mit weniger Stickstoff zurechtkommen, verdrängt werden. Viele der ursprünglichen Biotypen, die in den Flechthecken vorkamen, sind heute kaum noch zu finden. Es lohnt also ein genauer Blick und man wird viele Planzen finden, die gut mit nährstoffärmeren Böden auskommen können.


Flechthecke auf der Landesgartenschau in Höxter 2023

Wer ab Mai  2023 die Landesgartenschau in Höxter besucht, der kann eine Nieheimer Flechthecke in Sichtweite des karolingischen Westwerks und der Civitas Corvey besichtigen. Hier wurde von mehr als 40 Studierenden eine Feldhecke im Rahmen der Landesgartenschau gepflanzt.

Die Hecken dienten nicht nur der Abgrenzung von Wäldern und Wiesen und dem Schutz vor Eindringlingen, sondern sie waren:

– wichtige Brennholzlieferanten
– Nutzholzlieferanten  z.B. für Axtstiele oder Flechtmaterial für die Korbflechterei
– Heu bzw. Futtermittel für das Vieh im Winter
– Nahrungslieferant in Form von Früchten
– Windschutz für Saat, Grundstücke und Häuser
– Regenwasserspeicher die die Austrocknung des Bodens reduzierten
– eine natürliche Methode das Mikroklima zu beeinflussen
– ein Versteck, Winterquartier und Nahrungsquelle für Vögel, Amphibien, Säuger und mehr als 1.000 Insektenarten.

Der Flechthecke wurde im Bereich der Landschaftsarchitektur und Umweltplanung eine Master-Thesis gewidmet.

Mit der „Entwicklung einer zukunftsfähigen Erhaltungsstrategie für historische Feldhecken als Elemente der aktuellen und künftigen Kulturlandschaften am Beispiel der Nieheimer Flechthecken.“ hat Julius Dickmann sich intensiv mit der Flechthecke und den Möglichkeiten für einen Erhalt beschäftigt.